Bergmannssprache
Seit vielen Jahrtausenden ist der Bergbau eine Grundlage der kulturellen Entwicklung des Menschen. Von den primitiven steinzeitlichen Feuersteingruben bis zu den heutigen hochmodernen Bergwerksanlagen war es jedoch ein weiter Weg. So ist es kein Wunder, dass sich in dieser langen Tradition, über viele Generationen hinweg, bei den Bergleuten eine eigene Sprache mit vielen fachspezifischen Begriffen entwickelt hat.
Hier sind einige dieser bergmännischen Ausdrücke aufgeführt und erläutert.
Aufbereitung |
Aufarbeitung der Mineralien. Erze und Nebengestein wurden zerkleinert und voneinander getrennt. Nach dem Klauben der gewonnenen Rohstoffe führte man diese der weiteren Verarbeitung zu. |
Abteufen |
Grubenbaue oder Bohrungen von oben nach unten vortreiben |
Arschleder |
Lederschurz, den der Bergmann sich umbindet, um das Gesäß zu schützen |
Auffahren |
Vortreiben bzw. Anlegen von Hohlräumen im Berg |
Bewetterung |
Versorgung mit Atemluft |
Blindschacht |
Seigerer Grubenbau, der im Gegensatz zum Schacht keine Verbindung nach über Tage hat. Er kann zwei oder mehr Sohlen miteinander verbinden. |
Eigenlöhner |
Als Eigenlöhner, auch Eigenlehner genannt, bezeichnet man einen Bergmann, der selbständig Bodenschätze ausbeutet und nur zur Abgabe des Zehnten an den Lehnsherren verpflichtet ist. |
Erbstollen |
Entwässerungsstollen (Stollen) |
Fahren |
So bezeichnet man sämtliche Bewegungen unter Tage, gleich welcher Art und Richtung (ein- oder ausfahren) |
Fahrte |
Leiter, Treppe |
Firste |
Decke bzw. obere Begrenzung eines Grubenbaues |
Firstenstoßbau |
Abbau der Lagerstätten von der tieferen zur höheren Sohle |
Flotation |
Modernes Aufbereitungsverfahren |
Frosch |
Geleucht der Bergleute, eine Öllampe, deren Form an einen Frosch erinnert |
Gang |
Mit Mineralen und / oder Erzen gefüllte Gesteinsspalte |
Gegenort |
Vortriebsstelle in einem Stollen, der von zwei gegenüberliegenden Seiten her aufeinander zugetriebenen wird. |
Geleucht |
Jede Art von transportablen Lampen im Bergbau |
Gesenk |
Ein aus einer Strecke abgeteufter (Teufe) Blindschacht |
Gezähe |
Jede Art von Werkzeugen im Bergbau |
Glück auf! |
Der Bergmannsgruß wurde schon von Martin Luther (1483-1546) erwähnt. Er hat wohl zwei Bedeutungen: |
Hauer |
Früher: Bergmann, der Bodenschätze und Gestein löst. Heute: ausgebildeter Bergmann. Siehe auch Schlepper. |
Haufwerk |
Aus dem Gebirge herausgelöstes Gestein oder Erz |
Hunt |
Kleiner Wagen im Bergbau, meist auf Schienen, der zur Förderung diente. Er wird vom Huntestößer gezogen oder geschoben. Hunt ist der alte Begriff für Grubenwagen. |
Kaue |
Umkleideraum (und Dusche) der Bergleute |
Klauben |
Von Hand sortieren |
Kunst |
Allgemeiner Begriff für eine Maschine im Bergbau (z.B. Fahrkunst, Pumpenkunst) |
Kux |
Als Kux bezeichnet man eine besondere Art von Aktie, die bis 1970 zur Finanzierung von Bergbau-Aktivitäten diente. Im Unterschied zur Aktie sind Kuxinhaber auch zur „Zubuße“ verpflichtet, dass heißt auch am Verlust beteiligt. |
Lichtloch |
Schacht von geringer Tiefe, der zum Vortrieb eines langen, oberflächennahen Stollens und gleichzeitig zur Bewetterung, Fahrung und Förderung dient. (z. B. Wasserlösungsstollen) |
Ort |
Jede Stelle im Bergwerk, die einem technischen Zweck dient (z.B. Füllort). Siehe auch Gegenort |
Ortsbrust |
Die Begrenzung eines Grubenbaues in Auffahrrichtung (Fahren) |
Pinge |
Trichter- oder schüsselförmige Vertiefung im Gelände als Folge eines oberflächennahen, alten Bergbaues |
Pingenzug |
Aneinanderreihung von Pingen |
Querschlag |
Quer zur Gesteinsrichtung (dem Streichen) aufgefahrene (fahren) |
Rolle |
(Die Rolle, das Rollloch) Seigerer oder tonnenlägiger kleiner Schacht, durch den das Haufwerk durch Herunterstürzen gefördert wird (Sturzrolle). Dient die Rolle auch der Fahrung, spricht man von einer Fahrrolle. |
Rösche |
Entwässerungsrinne im Stollen, auch Seige genannt |
Schacht |
Seigerer oder tonnenlägiger Grubenbau, der zur Fahrung, Erkundung und Erschließung von Lagerstätten, der Förderung sowie der Bewetterung dient. |
Schießen |
Sprengen im Bergbau |
Schlägel und Eisen |
Die bekanntesten Werkzeuge des Bergmannes. Es handelt sich hier um einen Hammer und einen gestielten Meißel. Mit gekreuzten Stielen bilden sie das Symbol des Bergbaues schlechthin. |
Schlepper |
Bergmann, der Bodenschätze und Gestein abtransportiert. Siehe auch Hauer. |
Schwebe |
Sicherheitsabschnitt, der einen Abbauraum bzw. Grubenbau zwischen zwei Sohlen in der Firste abschließt. |
Seige |
Entwässerungsrinne im Stollen, auch Rösche genannt |
Seiger |
senkrecht (75-90°) |
Seilfahrt |
Förderanlage |
Sohle |
a) Stollenboden (Stollensohle) |
Söhlig |
„waagerecht“ (0°-45°) |
Stollen |
Grubenbaue, die in gebirgigen Gebieten von der Tagesoberfläche (über Tage) aus mit wenigen Promille Steigung in das Gestein eindringen. Stollen haben immer eine Verbindung nach über Tage (Stollenmundloch). Sie dienen der Fahrung, Förderung, dem Transport, der Wetterführung und der Wasserlösung. Letztere bezeichnet man auch als Wasserlösungs- bzw. Erbstollen. |
Stollenmund-loch |
Übertägiger Ein- bzw. Ausgang eines Stollens |
Strecke |
Söhliger Grubenbau, der unter Tage aufgefahren wird. Sie kann z.B. der Erkundung dienen (Suchstrecke). |
Teufe |
Tiefe |
Tonnenlägig |
schräg (45-75°) |
Tretwerk |
Querhölzer und Bohlen, die auf der Stollensohle verlegt sind |
Türstock |
Ausbau, der meist aus Fichtenholz besteht und Firsten- oder Seitendruck aufnehmen kann |
Über Tage |
oberirdisch |
Unter Tage |
unterirdisch |
Wasserlösung |
Entwässerung unter Tage |
Wetter |
Atemluft unter Tage, Luft allgemein |